Bei aller scheinbaren Planbarkeit des Lebens und des Business, trotz aller strategischen Denkweisen und den Ideen, die man im Kopf mit sich herumträgt: Am Ende braucht es den Zufall, das Schicksal, die Synchronizität oder wie auch immer man dieses Konzept der Natur oder irgendeiner höheren Macht nennen will, wenn sich zwei Linien überkreuzen – und eine Begegnung passiert. Und einem der richtige Mensch über den Weg läuft, damit etwas wirklich Neues entstehen kann. Dazu gleich mehr, weiter unten.
Die fließenden Gedanken
Seit Jahren beschäftigt mich ein Gedanke, der mich nicht loslässt: Wie fließt eigentlich Wissen in Unternehmen?
In meinem Buch »Wir Internetkinder« habe ich es bereits beschrieben – dass wir mitten drin stecken im rumpeligen Übergang vom Industrie- zum Wissenszeitalter. Wenn wir genau hinschauen, erkennen wir: Die wahre Transformation liegt nicht in der Digitalisierung an sich. Und auch nicht an KI. Sie liegt in der veränderten Anwendung des Wissens.
Peter F. Drucker, jener kluge Kopf der Managementtheorie, hat es in seinem Buch »Post-Capitalist Society« aus den 1990ern herausgearbeitet: Der entscheidende Wandel liegt im Übergang vom »knowledge applied to products« des Industriezeitalters zum »knowledge applied to knowledge« des Wissenszeitalters, oder gar »knowledge applied to systematic innovation«. Das Wissen selbst wird zum Produktionsmittel. Die Intellectual Property, die IP – darin liegt die echte Wertschöpfung der Unternehmen des Wissenszeitalters. Nicht in Maschinen, nicht in Gebäuden. In den Köpfen der Menschen, in ihren Ideen, in ihrem Wissen.
Die Realität sieht anders aus
Und doch: Der Alltag in vielen Unternehmen erzählt eine andere Geschichte. Da sind starre Hierarchien, in denen Wissen von oben nach unten kaskadiert, statt frei zu fließen. Da fehlt das Bewusstsein und die Wertschätzung, geschweige denn die systematische Erfassung des eigenen, oft impliziten Wissens. Da sind destruktive Kräfte, die jede neue Idee im Keim ersticken, weil sie nicht ins Schema der bestehenden Blaupause passt. Da ist Silodenken, das verhindert, dass eine Abteilung weiß, was die andere tut.
Und dann ist da noch diese seltsame, fragmentierte Arbeitsweise des digitalen Zeitalters – ein ständiges Unterbrechen, Abarbeiten, Häkchen-Setzen. Meetings, die im Nichts versanden. E-Mails, die sich stapeln. To-Do-Listen, die nie kürzer werden. Datenbank füttern. Pixelschieben. Powerpoint schrubben. Viele Tools, die uns versprachen, uns produktiver zu machen – und sich in Wirklichkeit als Zeitfresser und Arbeitsbeschaffungsmaßnahme entpuppten.
Technologie hat manchmal die Tendenz, sich in den Vordergrund zu drängen und zum Selbstzweck zu werden. Sie verhackstückt unser Denken, anstatt Wissen zum Fließen zu bringen.
Es müsste doch anders gehen, oder? Jedes Unternehmen braucht neue Ideen, die Weiterentwicklung des Kerngedankens. Die Weitergabe und Mehrung von Wissen sollte der Kernprozess sein, zur Maxime werden, immer geschützt werden. Das ist das, was ich unter einem erweiterten Kreativitätsbegriff verstehe.
Ein neuer Weg entsteht
Diese Gedanken haben mich jahrelang begleitet. In jedem Kundenprojekt, in jedem Strategieprozess sah ich die gleichen Muster, die gleichen Blockaden. Ich hatte bereits angefangen, ein Seminarprogramm für Kreativprozesse zu entwickeln, eine School of Creative Thinking.
Und dann begegnete ich Jörg Müller. Er kam aus einer anderen Welt – der der Technologie, der Software-Entwicklung, der künstlichen Intelligenz. Nach über 25 Jahren Erfahrung in der digitalen Welt, zuletzt als VP of Business Innovation bei einem Unternehmen der ProSiebenSat.1 Media Gruppe, erforschte er bereits seit Ende 2020 die praktischen Anwendungsmöglichkeiten generativer KI. Während viele noch über theoretische Potenziale diskutierten, entwickelte er bereits konkrete Lösungen. Und etwas klickte zwischen uns. Wir sprachen die gleiche Sprache. Oder, was ich über Jörg schon im Scherz gesagt habe: Er ist ein seltenes Exemplar eines Informatikers mit einer API zum Mensch. Oder zur echten Welt.
Was in langen Gesprächen begann, hat sich zu etwas Konkretem entwickelt, das wir heute miteinander teilen möchten:
THE SKILL
THE SKILL ist unsere Mission, kreatives Denken neu zu denken. Als Strategic Design Partner entwickeln wir strukturierte, KI-gestützte Kreativprozesse – für Business, Brand, Sales und Content.
Es geht nicht um die großen, lauten KI Heilsversprechen. Es geht um das Subtile, das Fließende: Wie können wir die Wissensströme in Unternehmen so gestalten, dass sie frei und ungehindert fließen? Wie können wir kreatives Denken systematisch zurück in Strukturen bringen? Wie können wir KI als Partner im kreativen Dialog nutzen, statt sie nur als Tool zu begreifen?
»Think Creative. AI Native.« – dahinter steckt die Idee, dass wir kreatives Denken und künstliche Intelligenz von Grund auf zusammendenken müssen.
THE SKILL ist der Versuch, diese Gleichung zu lösen.
Was kommt
In den kommenden Wochen und Monaten werden wir auf the-skill.io mehr teilen. Über unseren Kern – strukturierte Kreativprozesse, über unsere School of Creative Thinking. Über konkrete Methoden, wie man Wissensblockaden löst und Kreativprozesse strukturiert.
Vor allem aber werden wir weiter über diesen Gedanken nachdenken, der uns antreibt: Wie gestalten wir die Wissensunternehmen des 21. Jahrhunderts? Wie verhindern wir, dass Wissen durch Reibungsverluste verloren geht? Wie entsteht neues Wissen, und damit Innovation? Wie bringen wir das Wissen zum Fließen?
Es sind Fragen, die mir keine Ruhe lassen. Eine Frage, die mich mit Jörg verbindet. Und eine Frage, die wir gemeinsam zu beantworten versuchen.
Julia Peglow ist Designerin, Marken- und Designstrategin und Mitgründerin von THE SKILL. Mit über 25 Jahren Erfahrung in der Kreativwelt hat sie als strategische Beraterin und Geschäftsführerin für internationale Agenturen und Marken wie adidas, BMW und SAP gearbeitet. Zu ihren Projekten zählen das Re-Branding von MINI und MediaMarkt sowie UX Design für die BMW Group. W&V kürte sie als einen von »100 Köpfe – people to watch«. Ihr Buch »Wir Internetkinder« ist ein Appell, der Digitalisierung mit einer anderen Haltung gegenüberzutreten. Sie lehrt Designstrategie und Designtheorie an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, der Hochschule München, der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd und der Tomorrow Academy Wien.
Jörg Müller ist KI-Pionier, Berater und Mitgründer von THE SKILL. Mit über 25 Jahren Erfahrung in der digitalen Welt war er zuletzt VP of Business Innovation bei einem Unternehmen der ProSiebenSat.1 Media Gruppe. Er erforscht seit 2020 die Anwendung generativer KI und entwickelte einen MVP für einen »AI-augmented Education Hub« mit dem TUM Venture Lab Software/AI Heilbronn. Er gestaltet KI-Kompetenztrainings für Unternehmen wie BOSCH und doziert an der Hochschule München. Seine Expertise liegt darin, komplexe KI-Konzepte in verständliche und praktisch anwendbare Methoden zu übersetzen.