Die Alpenregion Tegernsee Schliersee ist naturgemäß wunderschön, sie hat ihre Landschaft, die Seen, die Berge. Das war schon immer so, und man hat sich auch vielleicht nie wirklich ein Bein ausreißen müssen, damit die Gäste kommen. Entsprechend selten weht ein frischer Wind in den gastronomischen Betrieben in der Region. Die alteingesessenen Pensionen, die seit den sechziger Jahren betrieben werden, wurden gefühlt in den achziger Jahren zuletzt modernisiert, in den etablierten Hotels wird noch Cappucchino mit Sahnehäubchen serviert und abends Kroketten als Beilage.

Der postmoderne Reisende ist jedoch auf der Suche nach etwas anderem. Er sucht das einfache, gute, aber besondere. Er sucht nach den Wurzeln, er möchte die Dinge auf ihren eigentlichen Kerngedanken reduziert, und dann neu interpretiert sehen. Beim Essen. In der Architektur. Beim Service. Bei der Einrichtung. In der ganzen Art und Weise, wie sich die Menschen begegnen und miteinander sprechen. Wie er als Gast angesprochen wird. Ihm bietet die Region offen gesagt wenig überraschendes.

Einige wenige Orte dieser Art jedoch gibt es. Einer davon ist das Sillberghaus, südlich von Bayrischzell. Ich war schon einige Male dort, und es hat mir eigentlich jedesmal besser gefallen. Das Sillberghaus nennt sich »Almbad & Lodge« (ich war bislang nur im Winter dort, deshalb kann ich über das Almbad leider keine Erfahrungen berichten). Vom Parkplatz an der Tiroler Straße läuft man über einen Schotterweg ungefähr eine halbe Stunde nach oben. Das ist besonders schön, wenn man im Dunkeln mit Fackeln nach oben geht. Das Gepäck wird auf Wunsch mit dem Auto nach oben gefahren. Das Haus ist für Übernachtungen nur komplett buchbar und beherbergt insgesamt 30 Leute, in gemütlichen Zimmern im Obergeschoss. Unten ist die Küche, ein gemütliches Kaminzimmer und einen weiteren Gastraum. Aber auch Tagesgäste kommen vorbei, sitzen auf der Sonnenterrasse, zischen einen Radler oder essen bayrische Hausmannskost.

Womit wir beim Essen wären. Das ist auch das, was über die Jahre im Sillberghaus nach meinem subjektiven Empfinden immer besser geworden ist. Vor fünf Jahren haben wir zum Frühstück noch »2er«-Eier, also Eier aus Bodenhaltung, serviert bekommen. Seit letztem Jahr wird im Sillberghaus jetzt nicht nur Bio gekocht, vor allem kommen die Zutaten wie Brot, Wurst, Käse und Eier aus regionalen Betrieben im Umland. Das tolle ist, wenn die einfachen Dinge einfach verdammt gut schmecken. Und so hat mich bei unserem diesjährigen Besuch auch tatsächlich die Brotzeit, die wir nachmittags bei unserer Ankunft auf der Sonnenterrasse zu uns genommen haben, richtig gehend begeistert. Seither bin ich wirklich Sillberghaus-Fan.

Sillberghaus
Tiroler Straße 70, 83735 Bayrischzell
Tel + 49 (0)80 23 / 5 33
gastgeber@sillberghaus.de, www.almbad.de